07. und 08. September 2013
Alter Friedhof Finkenwerder
Der Alte Friedhof Finkenwerder ist ein historisch und kulturell aufschlussreicher Ort. Eingerichtet wurde er vermutlich in den letzten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts. Denn auf den ältesten noch vorhandenen Grabsteinen sind aus dieser Zeit entsprechende Daten zu finden. Da die Nikolaikirche im Jahre 1881 errichtet wurde, vermuten wir, dass der Friedhof ebenfalls um diese Zeit herum entstand. Gesicherte Daten fehlen uns jedoch.
Auffallend sind heute zunächst die prächtigen Tore, den Prunkpforten der Obsthöfe im Alten Land nachempfunden. Sie wurden jedoch, wie die kleine Kapelle, erst 1926/27 nach den Plänen von Fritz Schumacher errichtet. Gleichzeitig entstand neben der Kapelle das Kriegerdenkmal von Richard Kuöhl für die Gefallenen des 1.Weltkriegs
U-Boot-Bunker FINK II
Zwischen 1941 und 1944 wurde die 150x200m große Bunkeranlage auf dem Gelände der Deutschen Werft errichtet. Hier wurden U-Boote repariert und ausgerüstet. Bei der Verlängerung der Start- und Landebahn für Airbus 2002 tauchte eines der letzten Zeugnisse des faschistischen NS-Regimes in Finkenwerder wieder auf. Statt die monströse Ruine abreißen zu lassen, entschied sich die ReGe, einen Wettbewerb für ein Mahnmal auszuloben.
Aufgetauchte Geschichte
Als unser Arbeitskreis sich anlässlich der Einweihung des Mahnmals für die NS-Opfer 1996 gründete, um die verdrängte Ortsgeschichte während der Nazi-Zeit zu erforschen, zeigte sich, dass das im Oktober 1944 errichtete Außenlager nur einen geringen Teil dieser Geschichte ausmachte.
Tatsächlich verwandelte sich der Ort bereits mit dem 4-Jahresplan von 1936 zu einem Zentrum nationalsozialistischer Kriegsrüstung. Eine Tatsache, die von den einschlägigen Stadtteilchroniken lautstark beschwiegen wird. Ab 1936 begann Blohm & Voss mit dem Bau einer Flugzeugwerft, um an der völkerrechtswidrigen Neuschaffung einer deutschen Luftwaffe teilzuhaben. Aber weit erfolgreicher mischte die Deutsche Werft in Finkenwerder mit und erlebte durch die Rüstungsaufträge einen außerordentlichen Aufschwung. Ab 1941 begann die Deutsche Werft auf Befehl der Wehrmacht (Oberkommando Kriegsmarine) mit dem Bau des U-Bootbunkers, der im zweiten Abschnitt auf fünf Kammern erweitert wurde. Dabei wurde die enorme Menge von 130 000 Kubikmeter Stahlbeton mit einem Gewicht von 263 000 Tonnen verarbeitet. Bereits hierfür wurden Zwangsarbeiter, Kriegsgefangene und KZ-Häftlinge eingesetzt. Die schwere körperliche Arbeit verbunden mit mangelhafter Ernährung, unbeschreiblichen hygienischen Zuständen und unzureichender ärztlicher Versorgung überlebte eine unbekannte Anzahl dieser Arbeiter nicht.
Im Produktionsbetrieb der Werft wurden ebenfalls Zwangsarbeiter eingesetzt.
Ab Oktober 1944 unterhielt die Deutsche Werft auf ihrem Gelände sogar ein eigenes Außenlager des KZ Neuengamme. Mindestens 280 Häftlinge starben bei Bombenangriffen. Wie viele durch die schrecklichen Lager- und Arbeitsbedingungen getötet wurden, ist nicht mehr feststellbar.
U-Boot-Bunker FINK II
Die Bunkeranlage war im Oktober 1946 von den Alliierten gesprengt worden. Der Bunker stürzte ein, die Seiten- und Trennwände blieben jedoch weitgehend erhalten. Anfang der 60er Jahre wurde die Ruine bis auf 5,70 über NN abgetragen und verfüllt Ein vollständiger Abbruch war zu teuer. Nach der Verfüllung des Neßkanals wurde die Fläche erhöht und 1996 als Aussichtsberg hergerichtet. Die Ruine wurde unsichtbar. Nach einem Entwurf von Anja Bremer und Beate Kirsch wurden die Reste des Bunkers als Denkmal 2006 von der ReGe der Öffentlichkeit übergeben.